Und hier eine weitere Folge der neuen Serie “Tequila Talks” von Voice Experience.

Wir erklären kurz und prägnant ein Thema, das uns am Herzen liegt oder zu dem wir immer wieder gefragt werden. Es passt wunderbar bei einem Glas Tequila. Frei nach dem Motto: Mensch, wie toll, dass ich euch hier treffe. Was ich schon immer mal fragen wollte …..

Und an diesem Abend erreichte uns die Frage nach der Kehlkopfstellung.

Ja, wo genau soll der Kehlkopf denn sein? Und wie bringt man ihn dahin, wohin man ihn gern haben möchte? Ich höre immer wieder er soll tief sein. Und dann sagen andere: zieh ihn soweit nach oben wie es geht. Ja, was denn nun? Ich bin ganz verwirrt.

Das können wir gut verstehen, denn darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Je nachdem, wen man fragt, wer in welcher Stilistik singt, wird man eine andere Antwort bekommen.

Kehlkopfstellung im klassischen Kunstgesang

Wenn wir uns den klassischen Kunstgesang anschauen, werden wir vor allem die Meinung finden, der Kehlkopf soll möglichst weit unten sein.

Woher kommt das?

Im klassischen Gesang wird die Lautstärke nur durch unseren eigenen Resonanzraum im Rachen – wir nennen es Vokaltrakt –  verstärkt. Dieser Raum muss eine bestimmte Beschaffenheit und vor allem Länge haben, damit er die Frequenzen auch gut verstärken kann, so dass die Stimme ein Orchester übertönen kann. Das schafft sie nicht durch pure dB (Dezibel), denn da hätte sie keine Chance gegen Pauken und Trompeten, sondern das macht sie durch die Verstärkung spezieller Frequenzen, die das menschliche Ohr besonders gut hören kann.

Warum aber eine Tiefstellung des Kehlkopfes?

Wenn der Kehlkopf sich senken darf, wird der Resonanzraum länger. Es kann also mehr Klang entstehen. Zudem wird der Kehlkopf mit all seinen Muskeln, die er braucht, um so kunstvoll singen zu können, entfaltet, wie wir es nennen. So können die Muskeln sehr differenziert arbeiten, können die manchmal 5 Oktaven Stimmumfang produzieren, können laut und leise regeln und trotzdem hören wir die Stimmen in einem Konzertsaal und Opernhaus sehr gut.

Das braucht jahrelanges Training, denn der Kehlkopf ist durch Sprechen und Schlucken eher gewöhnt, weiter oben zu stehen, so dass wir einige Muskeln über einen längeren Zeitraum “überreden” müssen, sich zu dehnen, dass der Kehlkopf sinken kann. Das ist eher eine Erlaubnis als dass man es tut. Wenn man es willentlich tun will und damit zu früh beginnt, dann wird ihn die Zunge nach unten drücken. Das kann sie gut, aber dann haben wir andere Themen, die wir vielleicht bei einem nächsten Tequila erläutern könnten.

Und wenn du dich für weiter Mitspieler interessierst, die den Kehlkopf unterstützen oder behindern, dann lies doch gern hier noch ein wenig über den Einhängemechanismus des Kehlkopfes.

Kehlkopfstellung im Populargesang

Im Populargesang sieht das ganz anders aus. Als allererstes kann man sagen: wir haben ein Mikrophon.

Selbst der kleinste Atmer, jedes geflüsterte Wort, jeder Seufzer kann damit einer riesengroßen Audience übertragen werden, so dass wir das Gefühl bekommen, ganz nah und intim bei den Sänger:innen dabei zu sein.

Diese Stilrichtung zeichnet sich auch dadurch aus, dass es eher an der Sprechstimme, an der so genannten Natürlichkeit orientiert sein soll. Es soll eben nicht nach Kunstgesang klingen, obwohl auch dieses Singen sehr, sehr kunstvoll sein kann.

Außerdem möchten wir in manchen Genres innerhalb der Popularmusik auch noch Effekte auf der Stimme haben. Die Stimme soll nicht so “clean” sein. Und Geräusche und Effekte entstehen nicht, wenn der Kehlkopf tief ist. Sie entstehen durch leichte Verengungen an bestimmten Stellen und durch Reibegeräusche der Luft im Resonanzraum. Das ist im übrigen auch eine hohe Kunst, aber wir machen es mit mehr oder weniger hoher Kehlkopfstellung.

Wie arbeiten wir bei Voice Experience?

Das ist eine gute Frage, denn wir trainieren immer erst einmal, den Kehlkopf mehr sinken zu lassen. Die meisten Sänger:innen, die zu uns kommen, geben so viel Druck in ihre Stimme, dass der Kehlkopf so weit nach oben geschoben und sehr eingefaltet ist, dass er nicht gut arbeiten kann. So kann es kommen, dass jemand, der gar nicht Oper singt, doch erst einmal lernt, denn Kehlkopf sinken zu lassen, das natürliche Vibrato seiner Stimme zu feiern und ein ganz klein wenig “klassischer” zu klingen, weil von dort aus die Differenzierung überhaupt erst möglich ist.

Fazit:

  • es kommt darauf an, in welchem Genre du singst,
  • es kommt darauf an, wo der aktuelle IST-Zustand deines Kehlkopfes gerade ist,
  • es kommt darauf an, wie deine Sound sein soll und zum Schluss,
  • es kommt darauf an, dass die Stellung so ist, dass du gesund singen kannst. Und das ist auf Dauer eher etwas weiter unten statt so wie in der Sprechstimmlage oder gar noch höher.

So, mein Tequila Glas ist leer und für heut geh ich dann mal. See you later, aligator auf ein nächstes Glas Tequila.

 

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