Kieferöffnung leichter gemacht
Heute möchten wir euch ein paar Tipps vorstellen, die ihr nutzen könnt, um euch und euren Schüler:innen die Kieferöffnung zu erleichtern.
Warum überhaupt Kieferöffnung?
Ganz oberflächlich gesprochen: wenn wir den Mund nicht aufmachen, kann auch kein Klang herauskommen.
- So stellt sich uns die erste Frage: mache ich meinen Mund beim Singen überhaupt auf?
- Die zweite Frage könnte sein: wie mache ich meinen Mund beim Singen auf? Denn auch die Qualität der Öffnung spielt eine Rolle.
- Und die dritte Frage könnte lauten: was ist überhaupt die optimale Öffnung für den Kiefer beim Singen?
- Und danach käme die Frage, wie ich mich und meine Schüler:innen darin unterstützen kann, eine für das Singen gute Kieferöffnung zu finden.
Wie finde ich heraus, ob ich meinen Kiefer beim Singen geöffnet habe?
Fangen wir von vorne an. Du kannst es versuchen zu spüren. Wie fühlt sich Kieferöffnung für dich an?
Gibt es einen Unterschied der Kieferöffnung beim Singen im Gegensatz zum Sprechen?
Fühlt es sich beim Singen gespannt im Bereich des Kiefers an? Ist es ein angenehmes Dehnungsempfinden?
Scheint Kieferöffnung beim Singen gewohnt zu sein, fühlt sie sich deutlich offener an als du es vom Sprechen kennst?
Du kannst dich auch gern im Spiegel anschauen, um zu sehen, wie es aussieht und was du eigentlich wirklich tust. Denn oft unterscheiden sich die Empfindung und die Realität erheblich.
Wie ist die Qualität meiner Kieferöffnung?
Und dann beobachte dich einmal beim Öffnen des Kiefers? Fühlt sich die Öffnung leicht an oder fühlt es sich, als ob du gegen Widerstand öffnen müsstest?
Zieht sich der Mund breit? Geht nur der Unterkiefer herunter oder geht der Unterkiefer noch in andere Richtungen, z.B. nach vorne oder hinten oder gar zur Seite? All das sind Möglichkeiten, die dein Kiefer hat, um sich zu bewegen.
Was ist die optimale Öffnung beim Singen?
Und wenn wir nach dem Optimum fragen, könnten wir einen kleinen Vortrag darüber halten, welche Muskeln bei welcher Aktivität beteiligt sind. Aber so weit wollen wir hier nicht gehen. Kurz und knapp kann man sagen: für das Singen eines Vokals “a” ist das ungefähre Optimum die Öffnung bis zu 2 Fingern breit.
Übungen, die du ausprobieren kannst, um eine leichtere Kieferöffnung zu erreichen
Wir möchten dir hier 3 Übungen vorstellen, die hilfreich sind, um mit Kieferöffnung zu experimentieren
1. Übung – Finger ans Kinn legen:
Lege deinen Finger an dein Kinn, singe auf einem Ton oder sprich eine Vokalreihe u-o-a und spüre, ob und wie weit sich dein Kinn bewegt. Bewegt es sich überhaupt? Wenn nicht, dann versuche es durch ganz sanftes Ziehen am Kinn zu motivieren, sich für den Vokal “a” in Richtung abwärts zu bewegen.
Wenn du merkst, dass es schwierig ist, dann kannst du die folgende Übung ausprobieren:
2. Übung – Handflächen auf die Wange legen und streichen:
Lege deine Handflächen weich und flächig auf deine Wangen. Wenn du das nächste Mal von u über o zu a gehst, streiche deine Wangen nach schräg unten aus, um deinen Kiefer bei einer sanften Öffnung zu unterstützen.
3. Übung – zwei Finger zwischen die Zähne nehmen und damit einatmen und singen:
Wenn sich dein Kiefer an mehr Öffnung gewöhnt hat oder auch, wenn es dir angenehm ist, den Kiefer relativ weit zu öffnen, kannst du diese Übung ausprobieren.
Nimm zwei Finger aufrecht zwischen die Zähne, atme auf diese Weise schon ein, wenn es dir möglich ist und sing den Vokal A auf diese Art und Weise. Achte darauf, dass die Finger nur vorne zwischen den Zähnen sind und nicht zu weit in den Mund hinein ragen, sonst behinderst du deine Zunge bei ihrer Arbeit.
Du kannst auch mal ausprobieren, einen Ausschnitt eines Songs nur auf den Vokal A zu singen. Höre, wie der Klang ist. Genieße den Klang, vielleicht hörst du deine Stimme jetzt ein wenig anders.
Du kannst auch noch eine kleine Variation einbauen, indem du mit den beiden Fingern zwischen den Zähnen die Vokale A und O abwechselst. Das ist möglich. Und da schneiden wir dann ein weiteres wichtiges Thema der Artikulation an: Lippenrundung. Dazu findest du etwas in unserem E-Book, was du dir gern herunterladen kannst.
Wissenswertes über Kieferöffnung:
Wenn wir unseren Kiefer schließen, bedeutet das vom Nervensystem aus gesehen Schutz. Kieferschließung ist also eine wichtige Schutzfunktion. Deshalb ist es wichtig, dass du weder dich selbst noch deine Schüler:innen zwingst, ihren Kiefer gleich sehr weit zu öffnen und das wohl möglich auch noch schnell zu tun. Denn diese Bewegung braucht ein bisschen Zeit. Auch die Muskeln müssen sich erst an mehr Dehnung gewöhnen.
Der Muskel, der dominant zu unserer Kieferschließung beiträgt, der M. Masseter ist im Vergleich zu seiner Größe der stärkste Muskel in unserem Körper. Wenn wir versuchen, ihn mit Gewalt zum Dehnen zu bewegen, muss immer unsere Zunge als Hilfe mit einspringen. Denn seine Aufgabe ist Schließen und diese Funktion wird es gegen alle Widerstände versuchen auszuüben. Am Anfang ist es ganz normal, dass die Zunge bei der Öffnung mithilft. Das darf passieren. Aber je weiter wir im Singen kommen, desto wichtiger wird es, dass die Zunge flexibel und eigenständig beweglich bleibt, denn wir möchten sie differenziert für den Text in einem Song bewegen können.
Hier erfährst du noch mehr:
Wenn du mehr Informationen haben möchte, dann schau gern auch in diesen Blogartikel, der sich mit dem Zusammenhang von Kieferöffnung und N. Trigeminus befasst.
Huhu
Ich möchte anmerken, dass der Einfluss des Temporalis auf die Kiefer-Öffnung gerne unterschätzt wird.
Ich muss das gerade selbst aufs Deutlichste am “eigenen” erfahren, da mir der Gute auf der rechten Seite bei einer Gehirn OP durchtrennt wurde und hernach wieder zusammengenäht.
Nun muss ich ihn mit Geduld und Vorsicht (aua!) langsam wieder dehnen.
Immerhin kann ich schon wieder in ein Brot beißen.
Aber ein Gähnen bspw. geht bisher nur “innerlich”.
Wir sollten also nie die Macht der “Feinarbeiter” unterschätzen.
So… Hier also wieder mal sybillinischer Senf.
Wohl bekomms!
Bye.
Las caricias siempre son lo mejor para mi mandíbula. Los dedos entre los dientes de arriba y abajo, son para mi, solo una medida…cada vez que los pongo mi lengua quiere irse hacia atras para proteger a mi faringe(quizas la imagen de un revolver aparece en mi inconciente) asi que solo la uso como una medida ideal o de guia. Tambien los 3 dedos indice, medio y anular entrando suavemente en las mejillas al insPirar UOA me da a mi y a mis alumnos un gran resultado!!!
cuando pongo el dedo en la pera(chin) prefiero con la otra mano seguir en contacto con la mandibula y la mejilla.
Todos estos ejercicios los uso siempre para entrenar inspiracion y a veces para cantar secuencias uoaou, aouoa, aeiea, etc siempre percibiendo los pequeños cambios en la lengua, vibraciones de la voz, cierre mandibular, espacio faringeo, ondas sonoras viajeras..todo es tan apasionante.