Dies ist eine Rezension zum Atlas über das menschliche Fasziensystem von Carla Stecco.

Für mich ist es ein großartiges Buch. Es besteht fast ausschließlich aus Abbildungen, die toll gemacht und fotografiert sind. Man kann fantastisch erkennen, wie das Fasziengewebe alles miteinander verbindet und welch filigrane Strukturen es hat. Dazu kommen noch extrem hilfreiche Tabellen und schematische Zeichnungen, die immer wieder dazwischen erscheinen. Auch sie sind enorm hilfreich. Das Buch ist übrigens auf Englisch und Deutsch erhältlich.

Diese Art von Schemata finden sich immer wieder im Atlas.

Warum eine Rezension zu Carla Steccos Atlas zum Fasziensystem?

Diese Rezension hat viele Gründe. Ich könnte auch etwas von Robert Schleip rezensieren, denn ich nenne ihn für mich immer den Faszienpapst und kenne ihn und seine Arbeit schon sehr lange. Von Carla Stecco bin ich total begeistert, weil ich schon ewig darauf gewartet habe, dass jemand einen Atlas veröffentlicht, der Fotografien von Faszien zeigt. So viel habe ich schon über das Fasziennetz gehört und gelesen, mit Faszien in der Körpertherapie gearbeitet und wir beziehen sie mehr und mehr in unsere Ausbildung bei Voice Experience ein. Aber so richtig sehen konnte man sie mit viel Glück nur gezeichnet in alten Anatomiebüchern. Damals präparierte man sie nicht einfach als unwichtiges Bindegewebe weg.

Wer ist Carla Stecco?

Carla Stecco ist eine Forscherin, Professorin für menschliche Anatomie und Bewegungswissenschaften an der Universität Padua und orthopädische Chirurgin. Sie hat schon zahlreiche wichtige Publikationen zum Thema Faszien veröffentlicht.

Luigi Stecco, der Vater von Carla Stecco, ist intensiv mit der Faszienforschung beschäftigt. Er ist Physiotherapeut und bemüht, seine klinischen Beobachtungen am Patienten auf wissenschaftliche Füße zu stellen. Auch er hat umfangreiche anatomische Forschung betrieben. Seine Kinder, Professor Dr. Carla Stecco und Dr. Antonio Stecco, arbeiten gezielt daran, das klinische Konzept ihres Vaters wissenschaftlich zu untermauern.

Eine Familie, die anscheinend schon lange der Faszination der Faszien erlegen ist.

Warum das Fasziensystem und nicht die Muskeln?

In der Ausbildung zum funktionalen Stimmtraining nach der Rabine-Methode haben wir viele Muskeln gelernt. Den ganzen Körper und natürlich die Muskeln des Kehlkopfes, Vokaltakts und Einhängemechanismus. Ihre Funktionen sind wichtig, aber es gibt sie eben nicht nur allein. Die Stellen, die in den Abbildungen leer blieben, sind vom Fasziennetz gefüllt und das ist mindestens genauso wichtig. Zumal gerade der Kehlkopf mit unglaublich viel Fasziengewebe bestückt ist.

Und wir haben das Thema der Faszien mit in unsere Ausbildung hineingenommen.

Dafür hatten wir bisher keine wirklich guten Abbildungen für unsere wissenschaftlichen Vorträge. Diese Lücke schließt der Atlas über das Fasziensystem von Carla Stecco auf großartige Art und Weise. Deshalb ist mir eine Rezension vom Atlas über das Fasziensystem von Carla Stecco wichtig.

Und wenn du praktisch noch mehr erfahren möchtest oder erstmal die Basics über Faszien wissen möchtest, dann lade dir doch sehr gern unser E-Book herunter. Nicht so tolle Bilder wie bei Stecco 😉, aber dafür gibt es Praxis, die du als Sänger:in sofort verwenden kannst:

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Für wen ist der Atlas über das Fasziensystem interessant?

Dieser Atlas von Carla Stecco ist für alle relevant, die sich mit Faszien beschäftigen und gern auch sehen möchten, wie sie in unserem Körper verlaufen. Wenn man sich für Anatomie interessiert und ein mehr ganzheitliches Bild bekommen möchte, ist dieser Atlas für mich ein must-have.

Ich würde ihn also allen Gesangspädagog:innen und Logopäd:innen empfehlen, die einen funktionalen Ansatz unterrichten oder den Körper und seine Funktion in ihren Unterricht mit einbeziehen.

Und natürlich ist der Atlas über das Fasziensystem von Carla Stecco für Körperpsychotherapeut:innen und Physiotherapeut:innen interessant, die mit dem menschlichen Körper arbeiten.

Was ist an diesem Atlas anders und neu?

Die Abbildungen wurden auf eine sehr neuartige und aufwendige Art hergestellt. Bei dem Verfahren ist es nicht nur wichtig, dass man sehr genau präparieren kann und die Strukturen freilegen kann wie bei der Präparation von Muskeln, sondern das Gewebe der Faszien muss in einem frischen und feuchten Zustand gehalten werden, weil man sonst die Strukturen gar nicht mehr erkennen kann. Fasziales Gewebe enthält sehr viel Wasser und es geht sehr schnell, dass sich das Gewebe verändert. Das haben nicht nur innerhalb der Körperarbeit mit dem Fasziensystem, sondern wir erleben es auch im toten Körper.

Der Aufbau des Atlas zum Fasziennetz von Carla Stecco

Der Atlas ist in 8 Kapitel untergliedert, die vom Allgemeinen ins immer Speziellere gehen. Wir haben einen farblichen Buchschnitt, der uns die einzelnen Kapitel sehr schnell finden lässt. Eine tolle Idee für ein Buch, was nicht zwingend von vorne bis hinten gelesen wird, sondern wo man bestimmte Sachen sucht.

Jedes der 8 Kapitel hat eine kleine Einleitung, mal etwas zur Historie, mal zur Definition. Der Aufbau ist für mich echt genial und trotz großer Wissenschaftlichkeit sehr liebevoll gestaltet, wie ich finde.

1. Kapitel – Bindegewebe (connective tissue)

Zuerst erfahren wir etwas über das Bindegewebe (connective tissue) allgemein. Sehr gut strukturiert, farblich und von der Aufteilung der Seiten sehr übersichtlich und ansprechend dargestellt.

Ausschnitt Carla Stecco Atlas Fasziennetz

2. Kapitel – subcutanes und oberflächliches Gewebe

Hier wird es schon spezieller und wir erfahren mehr über die einzelnen Tiefenschichten des faszialen Gewebes. Das ist sehr wichtig zu verstehen, denn sonst finden wir uns in den unterschiedlichen Arten von Fasziengewebe nicht so gut zurecht.

3. Kapitel – tiefe Faszien

Das 3. Kapitel des Atlas beginnt mit einer Definition und einer tollen Übersichtstabelle, faszinierende Bilder und Funktionserklärungen.

4.-8. Kapitel – die einzelnen Körperregionen

Wir haben die Bereiche Hals und Nacken, Brustkorb und Bauchraum, Rücken, obere Extremität, untere Extremität. Auch hier wird jedes Kapitel toll eingeleitet und stellt Bezüge zu den ersten 3 Kapiteln her.

Ein Buch, was im Aufbau unglaublich gut durchdacht ist. Und jedes Kapitel endet in einer umfassenden Bibliographie. Das lässt mein ehemaliges Bibliothekarinnenherz einfach höher schlagen.

Mein Fazit: Ein Werk, das Maßstäbe gesetzt hat

Carla Stecco ist damit ein Werk gelungen, was neuartig, informativ, wissenschaftlich relevant und sehr spannend ist. Es wird noch lange ein maßgeblicher Atlas zum Thema Faszienanatomie bleiben, da bin ich ganz sicher. Und deshalb ist mir unter anderem eine Rezension Carla Steccos Atlas zum Fasziensystem ein Herzensanliegen.

Die Abbildungen sind sehr gut und schön anzuschauen (immer unter der Voraussetzung, dass man Präparate des menschlichen Körpers gern sehen mag 😉).

Und natürlich gibt es auch Nachteile, wenn auch nur sehr wenige, wie ich finde. Und sie sind durch unseren Beruf definiert.

Meine ganz persönliche Einschätzung als Gesangspädagogin

Dieser Atlas und noch mehr über das Fasziensystem

Hier findest du die wichtigsten bibliografischen Angaben:

Stecco, Carla: Atlas des menschlichen Fasziensystems, München, 2016, 1. Aufl., geb., 366 S., Elsevier Verl., 79 €

Und genau hier kannst du das Buch bei Jolandos bestellen. Ein toller online Anbieter, der viel interessant Literatur anbietet und auf Osteopathie spezialisiert ist.

Und wenn du noch weitere interessante Bücher über das Fasziensystem suchst, schau doch einfach mal in unser Listicle zum Thema Fasziensystem. Wir interessieren uns schon lange bei Voice Experience für die Verbindung von Fasziensystem und Stimme.

Und hier nochmal der Hinweis auf unser E-Book zum Thema Faszien. Und damit wünschen wir dir weiter großen Spaß mit dem Erforschen der faszinierenden Faszien in Klang und Bild.

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