Faszien und Stimme, Faszien beim Singen? Ist das jetzt so eine neue Sau, die durch’s Dorf getrieben wird oder sind die echt wichtig? Weil uns selbst diese Fragestellung so wichtig ist und wir uns seit unserer allerersten Ausbildungsgruppe damit beschäftigt haben, gibt es dazu ein E-Book von uns.
Interesse? Na, dann aufs Bild klicken und ganz einfach runterladen:
Wir erklären in unseren “Tequila Talks” kurz und prägnant ein Thema, das uns am Herzen liegt oder zu dem wir immer wieder gefragt werden. Es passt wunderbar bei einem Glas Tequila. Frei nach dem Motto: Mensch, wie toll, dass ich euch hier treffe. Was ich schon immer mal fragen wollte …..
Heute lautet unsere Frage:
Faszien oder Muskeln beim Singen – wer ist wichtiger? Sollten wir umdenken?
Also ganz klar eine Frage von Priorität.
Die Muskeln beim Singen
Wir können zu Beginn festhalten, dass es ohne Muskeln nicht geht mit dem Singen. Denn wir haben etliche wichtige Muskeln in und um den Kehlkopf und den Vokaltrakt, unseren Resonanzraum, ohne den die Mechanik der Stimmproduktion nicht klappen würde. Da gibt es welche, die die Stimmritze öffnen, damit wir atmen können. Und es gibt welche, die sie schließen, damit wir phonieren also singen und sprechen können. Es gibt Rachenringmuskeln, die dafür sorgen, dass unser Rachen, unser Resonanzraum mehr oder weniger geöffnet ist und damit mehr oder weniger Klang produzieren kann. Es gibt die Muskeln, die unseren Kehlkopf heben und senken, sodass wir schlucken können (Kehlkopf oben) oder eben singen können (Kehlkopf mehr oder weniger unten). Ohne sie wären wir also ziemlich aufgeschmissen.
Die Faszien beim Singen
Und jetzt kommen die Faszien. Im Fall des Singens handelt es sich um die Schleimhaut, die Ligamente, die Membranen. Ohne diese Strukturen wären wir genauso aufgeschmissen. Da haben wir zum Beispiel die Membran mit dem schönen Namen „Membrana quadrangularis“, eine viereckige Struktur, die von unseren Taschenfalten zum Kehldeckel geht. Sie ist also wesentlich bei der Gestaltung des Raums innerhalb des Kehlkopfes.
Allgemein kann man sagen, dass Membranen Räume gestalten. Sie sind so etwas wie kleine Wände. Und sie sind beweglich. Sie lassen sich einfalten und entfalten, sodass sich die Größe eines Raumes ändern kann. Das ist wichtig, wenn wir von Resonanzraum sprechen. Ohne sie würde die Luft und der Schall einfach durchpfeifen und wir hätten so gut wie nichts, was in Resonanz kommen könnte.
Faszien, Stimme und Rezeptoren
Ja, die Rezeptoren, die kommen auch noch mit dazu. Was sind aber Rezeptoren? Das Wort kommt aus dem Lateinischen von recipere – annehmen, aufnehmen. Sie nehmen etwas auf im Gewebe, was dort ankommt. Druck, Zug, Scherkräfte, aber eben auch Schwingung. Und da sind wir schon wieder beim Singen. Diese Rezeptoren, die für uns hier wichtig sind, nehmen Schwingung, Vibration auf und geben die Information weiter. Und das Tolle ist, sie sitzen zu einem ganz, ganz großen Anteil in den Faszien.
Und unser Kehlkopf besteht aus sehr viel faszialem Gewebe, wie wir oben schon festgehalten haben. Wir haben also viel schwingfähiges Gewebe, was wir ansprechen können.
Und wenn du gerade auch über den Kehlkopf, die Atmung, den Körper mehr erfahren möchtest, und wie wir die faszialen Strukturen nutzen können, dann lade dir sehr gern unser E-Book herunter:
Myofaszie
Wir arbeiten in unseren Ausbildungen viel mit den Begriffen der myofaszialen Leitbahnen nach Thomas W. Myers. Und die Myofaszie fasst im Grunde beides zusammen. Das ist gut zu wissen. So müssen und können wir nicht einfach einem Trend hinterherlaufen. Denn eigentlich sind Muskeln und Faszien ein zusammenhängendes Netz. Und dafür ist es wichtig, dass wir die Faszie nicht in den Hintergrund stellen und wegschnippeln, wie man es Jahrzehnte getan hat.
Deshalb reden seit einigen Jahren so viele Menschen darüber. Sie wird mehr und mehr erforscht und je mehr man forscht, desto klarer wird ihre wichtige Rolle innerhalb des Körpers. Alles Gewebe, was beispielsweise unsere Sehnen bildet oder auch die Knochenhaut, die jeden Knochen wie eine Klarsichtfolie überzieht, ist fasziales Gewebe. Ohne Sehne könnte kein Muskel funktionieren, denn sie gibt Auskunft darüber, wie weit der Muskel gedehnt oder kontrahiert ist. Ohne sie würde der Muskel vielleicht bei zu starker Dehnung einfach abreißen. Sie schützt und misst sehr genau.
Die Faszie beim Singen
Und das tut sie auch im Kehlkopf. Die Ligamente, ebenfalls fasziales Gewebe, sorgen dafür, dass auch hier nichts überdehnt wird und zu viel Kraft ausgeübt wird. Das passiert auch in unserem Kiefer, der wichtig ist, wenn es um Kieferöffnung im Singen geht. Wie weit ist weit genug und wie weit ist zu viel. All das wird von den faszialen Strukturen gemessen und geschützt.
Die Schleimhaut, ebenfalls fasziales Gewebe, misst den Luftfluss und den Luftdruck. Auch hier also wieder eine kongeniale Zusammenarbeit zwischen Faszie und Singen, denn die Art des Flusses und Drucks der Luft ist wesentlich für die Möglichkeiten des Klangs und unsere Stimmgesundheit.
Und sie misst nicht nur, sondern sie ist auch sehr sensibel für die Klangfrequenzen, im Kehlkopf und im Vokaltrakt. Wir sind in der Lage, wenn der Luftdruck und Luftfluss stimmt, wirklich in eine feine Schwingung zu kommen, viele Obertöne hörbar zu machen. Das ist eine wichtige Aufgabe, die eine frei schwingende Faszienschicht uns ermöglicht.
Funktion der Faszie, nicht nur beim Singen
Sie ist dazu in der Lage, uns viele Wahrnehmungen spüren zu lassen. Nicht nur Vibration. Wirklich feine, glatte Bewegungen sind ohne ihre Geschmeidigkeit nicht denkbar. Wir haben hier ein Gewebe, was ständig in Bewegung ist und so auf kleinste Änderungen in unserem Körper reagieren kann. Wer jemals den Film von Gimberteau „Strolling under the skin“ gesehen hat, kann das quasi in vivo, im lebenden Körper beobachten und ist sicherlich genauso fasziniert wie wir.
Mehr über Faszien und Stimme
Möchtest du tiefer ins Thema eintauchen? Kein Problem. Wir haben ein Listicle zum Thema Faszien verfasst, wo du das für dich passende Buch oder einen Film, eine Dokumentation finden kannst.
Du interessierst dich für den Zusammenhang von Faszien mit dem Nervensystem? Auch kein Problem. Die beiden sind ein unschlagbares Team, wie du herausfinden wirst.
Eins der Bücher, die du im Listicle findest, liegt mir besonders am Herzen, und das ist der Faszienatlas von Carla Stecco. Dort findest du tolle Abbildungen. Willst du weitere Hintergründe wissen, dann guckst du hier, wo ich eine Rezension geschrieben habe.
Und nun zuletzt nochmal: Wenn du praktisch arbeiten willst, dann lade dir doch einfach unser E-Book herunter:
Bei mir sind durch einen Gendefekt die Sehnen und Bänder zu weich, zu locker, das Bindegewebe hat fast keine Funktion. Die Muskeln versuchen daher das Ganze zusammen zu halten.
Trotzdem singe uch seit 10 Jahren im Rock-und Popchor, entwickle mit gut voran, erreiche neue Tonhöhen aus dem Bauch heraus und kann mittlerweile mein Vibrato großteils steuern.
Habt ihr in solcher Hinsicht noch Tipps , wie ich umswitchen kann, also anders mit den Muskeln agieren kann um bessere Ergebnisse zu erzielen, oder ist das Neuland für euch ?
Ohne meinen Physiotherapeuten wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin, er lockert alles zu angespannte soweit, dass es schwingen kann.
Liebe Elke, das lässt sich so schnell nicht beantworten, ohne dass wir dich kennen.
Aber vielleicht bist du ja beim Workshop dabei. Wir haben in der Rabine Methode ziemlich interessante Körperübungen.
Vielleicht hilft dir davon etwas weiter. Schau doch gern mal unter der Rubrik Unterrichtstipps.
Oder schaue auch auf der Webseite von http://www.hilkea-knies.de bei dem Blogartikel „5 Übungen aus der Rabine-Methode“.