Und hier eine weitere Folge der neuen Serie “Tequila Talks” von Voice Experience.

Wir erklären kurz und prägnant ein Thema, das uns am Herzen liegt oder zu dem wir immer wieder gefragt werden. Es passt wunderbar bei einem Glas Tequila. Frei nach dem Motto: Mensch, wie toll, dass ich euch hier treffe. Was ich schon immer mal fragen wollte …..

Heute schauen wir uns mal eine Aussage an, die wir so oder leicht verändert immer wieder hören.

“Wozu brauche ich denn ein Einsingen? ich spreche doch ohnehin den ganzen Tag.”

Diese Aussage ist leider nicht ganz richtig oder vielleicht beruht sie auch einfach auf einem Missverständnis.

Die Stimme beim Sprechen

Beim Sprechen benutzen wir zwar auch unsere Stimme mit den gleichen Stimmlippen, wie wir sie beim Singen nutzen. Aber das ganze Instrument, wie ich die Singstimme mal nennen möchte, ist anders eingestellt beim Sprechen im Gegensatz zum Singen.

Meist atmen wir fürs Sprechen nicht extra ein. Wir nehmen uns keine Zeit für die Atmung, sondern meistens ist sie ziemlich schnell und eher flach. Das ist etwas, was wir beim Singen anders machen sollten.

Das Ergebnis ist, dass der Kehlkopf beim Sprechen deutlich höher steht als beim Singen und das hat Einfluss auf den Rachenraum, den wir beim Singen als Vokaltrakt, als Resonator benutzen.

Du möchtest mehr über unseren Resonanzraum beim Singen wissen? Dann lies gern hier weiter.

Artikulation und Stimmumfang

Auch unsere Sprechwerkzeuge Kiefer, Lippen und Zunge nutzen wir beim Singen ganz anders als beim Sprechen. Meist geht der Mund weiter auf, die Lippen runden sich für die Vokale o und u und auch die Zunge reagiert anders.

Diese differenzierte Art der Artikulation sollte uns beim Singen sofort zur Verfügung stehen, denn sie entscheidet darüber, ob wir genug Klang produzieren, ob die lauten und hohen Töne leicht und locker gesungen werden können.

Denn all das üben wir beim Sprechen nicht. Der Stimmumfang beim Sprechen ist eher übersichtlich, abhängig von der Prosodie (Stimmmelodie) eines Dialekts. Wir haben meistens nur etwa eine Quinte bis Oktave (das ist schon viel) Umfang beim Sprechen. Beim Singen möchten wir aber deutlich mehr zur Verfügung haben.

Und das sollten wir ohnehin üben, wenn wir singen, aber eben auch bevor wir auf die Bühne gehen, damit wir nicht aus unserer Sprechgewohnheit heraus singen, sondern unser Instrument auf viel Klang und Raum eingestellt ist.

Körper und Atmung beim Einsingen

Auch unser Körper braucht einen ganz anderen Tonus, denn Aufrichtung ist beim Singen enorm wichtig. In den meisten Fällen ist der Tonus und die Aufrichtung, mit dem wir den Tag so unterwegs sind für das Singen nicht genug. Also sind Körperübungen eine gute Sache, wenn man sich auf einen Auftritt am Abend vorbereiten möchte.

Und wir brauchen den tonisierten Körper für die Atmung, damit sie sich vertiefen kann. Denn die Atmung ist auf der einen Seite dazu da, dass wir genug Luft für unsere Phrasen und Melodien haben, aber andererseits auch, damit wir genug Raum für den Klang haben. Der zweite Aspekt ist übrigens auch vielen Profisänger:innen oft nicht klar.

Und zu guter Letzt ist es natürlich wichtig, Muskulatur, die wir mit einer hohen Leistung benutzen möchten, aufzuwärmen. Und Singen ist Leistung, besonders dann, wenn wir auf die Bühne gehen, egal wie locker es sich für die Zuhörenden anhört oder anfühlt.

Von daher kann ich dich nur ermuntern, wenn du dein Bestes auf der Bühne geben möchtest, dir ein gutes Einsingen zu überlegen. Probiere aus, was die verschiedenen Teile deines Instruments aufwärmt und dich optimal für die Bühne vorbereitet.

Am besten startest du mit dem Körper. Wenn du Körperübungen von uns kennst, nutze sie gern zum Einsingen. Armhebungen oder Beinhebung sind sehr gut geeignet, denn dein Körper wird dabei in seiner Tonisierung unterstützt.

Und gleichzeitig tust du deiner Atmung etwas Gutes, denn du stimulierst dabei sowohl die Rippendehnung, wenn du Armhebungen machst, als auch die Senkung des Zwerchfells bei der Beinhebung. Zwei Fliegen mit einer Klappe, das finden wir immer wieder sehr praktisch.

Und danach kannst du dir Vokale und Stimmübungen zusammenstellen, mit denen du die Artikulation für das Singen, nicht für das Sprechen gut vorbereiten kannst. Hole dir gern Anregungen in unserem Artikel über das Vokaldreieck. Da bekommst du mehr Informationen, welche Vokale für welche Artikulation günstig sind.

Das ist sowohl für das Einsingen klasse als auch, wenn du etwas Grundsätzliches an deiner Bewegung von Kiefer, Lippen und Zunge verändern möchtest.

Und nicht zuletzt, falls du noch nicht von der Notwendigkeit eines Einsingens überzeugt sein solltest, probiere einfach mal den Unterschied aus.

Nimm dir einen Song, den du magst, öfter singst und gut kannst, fang einfach an zu singen, ohne jede Übung vorweg gemacht zu haben. Und dann mache ein paar Übungen und sing den Song nochmal.

Ich wette um einen Tequila, dass du danach leichter singen kannst. Bist du dabei?

See you, in welcher Bar auch immer, gern auch mal ohne Tequila.

Oder in einem unserer nächsten Seminare. Schau einfach mal rein. 🙋🏼‍♀️😉

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